Hasta pronto Argentina

***English version***
 

Am 10. April ging es endlich los! Nach einer gefühlt ewigen Vorbereitungszeit, die dann aber doch plötzlich viel zu schnell vorbei war, sassen wir im Flieger nach Buenos Aires.

 

Unsere erste Begegnung in Buenos Aires, einer 13-Millionen-Stadt, war dann zufälligerweise und wie könnte es anders sein mit einem Schweizerpaar in einem zufällig ausgewählen Café im Stadtviertel San Telmo. Er 84 und sie 80 Jahre alt kommen seit Jahren immer wieder nach Südamerika. Nach der Stärkung in ihrem Lieblingscafé (dass dann auch unser Lieblingscafé wurde), haben sie sich aufgemacht, um in dem wunderschönen Wetter Tango zu tanzen. Diese Begegnung zum Start unserer Reise war total inspirierend.

 

Buenos Aires hat uns stark an eine Mischung aus New York und Volos erinnert. Volos aufgrund der Trottoirs mit den vielen Bäumen und den wechselnden Bodenplatten. Ebenso die vielen wunderschön eingerichteten Cafés und Bars haben uns an die griechische Kleinstadt erinnert. Weiter gibt es ebenfalls viele unfertige Gebäude, weil teilweise das Geld ausging oder wunderschöne Wohnungen mit Treppenhäusern, die noch im Rohbau waren, weil niemand für gemeinschaftliche Flächen bezahlen wollte.


Die Ähnlichkeit zu New York bezieht sich nebst der Grösse der Stadt auf die Diversität und die Toleranz der Menschen. Nicht selten konnte man beobachten, wie Einheimische den Bettlern etwas Kleingeld zusteckten. Etwas, das man bei uns nur selten sieht. Zudem lieben die Leute in Buenos Aires ihre Hunde mindestens genauso sehr wie die New Yorker*innen. Ob alt oder jung, die Vierbeiner waren ihre treuen Begleiter. Besonders beliebt scheint der Wackeldackel zu sein.

Wie in jeder Grossstadt gibt es auch einige Schattenseiten. Die Kriminalitätsrate scheint ziemlich hoch zu sein. In gewissen Vierteln sollte man sich abends nicht mehr aufhalten und man konnte beobachten, wie die Leute in der U-Bahn ihren Rucksack stets gegen vorne getragen haben. Ein Indiz dafür, dass Taschendiebstähle hier keine Seltenheit sind.

 

In den fünf Tagen haben wir nur einen Bruchteil dieser riesen Stadt gesehen. Einen kleinen Einblick in das Leben der Argentinier*innen in Buenos Aires haben wir dennoch in den Quartieren San Telmo, Barracas, La Boca und Palermo erhalten ‒ alles sehr unterschiedliche Viertel. Was aber alle teilen, sind die vielen Parks und die unzähligen uralten Bäume. Ebenso kann man gefühlt in jedem noch so kleinen Laden irgendwelche Zimmerpflanzen kaufen. Auch sehr beliebt scheinen zudem die zahlreichen Eisdielen («heladerías») zu sein. Wie wir auch von unserem Guide in Barracas gelernt haben, Argentinier*innen lieben Helados, unabhängig von Wetter und Uhrzeit. Buenos Aires war zudem geziert von unzähligen Strassenmalereien. Immer wieder entdeckte man kleinere und grössere Kunstwerke, lustige, kritische aber auch geschichtsträchtige. 


Zum Abschluss unserer Erfahrungen in Buenos Aires noch die kurze Geschichte zu der Waschmaschine. Der Waschslot war perfekt in unser Tagesprogramm eingeplant. Als wir jedoch zurückkamen, um die nächste Ladung zu waschen, liess sich die Tür der Waschmaschine einfach nicht mehr öffnen. Etwa 20 Minuten haben wir alles versucht. Ausversehen haben wir dann das Trocknungsprogramm gestartet, das sich auch durch Ausstecken der Maschine nicht mehr stoppen liess. Wir liessen es geschehen und gingen weiter auf Entdeckungstour. Als wir dann nach ein paar Stunden wieder zurückkamen, liess sich die Maschine noch immer nicht öffnen. Jedes YouTube-Video, jeden Blog haben wir nach Tipps durchforstet ‒ keine Chance. Da wir auch am nächsten Morgen nicht mehr Glück hatten, haben wir unserer Vermieterin geschrieben, da wir nicht schon an unserer ersten Destination einen Teil unserer Kleidung zurücklassen wollten. Zuerst dacht sie wohl, wir sind ein wenig bekloppt. Sie hat dann aber zum Glück trotzdem am Samstag einen Handwerker aufgeboten. Zu unserer Erleichterung brauchte auch er letztendlich sicher 30 Minuten, um die Maschine zu öffnen und musste dazu alles aufschrauben. Unsere Wäsche hat es dann nach fast 24 Stunden auch wieder rausgeschafft.

Von der Grossstadt ging es weiter in den schroffen Süden. Genauer gesagt in das kleine Dorf El Chalten im Herzen Patagoniens, das Wandermekka Argentiniens. 
Wir wissen nicht, wie viele schon eine 33 km Wanderung nach einer Woche Stadturlaub gemacht haben ‒ wir haben es getan. Früh am Morgen ging es los. Trotz tiefer Temperaturen und stetigem Wind wurde uns schnell warm. Sobald die Sonne über den Bergen erschien, konnte man die wunderschöne Landschaft in ihren Herbstfarben bestaunen. 

 

Nach einem gemächlichen ersten Abschnitt wurde es richtig anstrengend. Der steile und exponierte Schlusshang bis zur Laguna de los tres hatte es in sich. Nebst den teilweise eisigen Flächen wurden wir immer wieder durch heimtückische Windböen überrascht (Jana’s Mütze konnte in letzter Sekunde noch gerettet werden). Der Aufstieg hat sich aber definitiv gelohnt. Es bot sich ein einzigartiges Panorama mit markanten Berggipfeln, einem eindrücklichen Gletscher und eines türkisfarbenen Bergsees. Nachdem wir das imposante Panorama bestaunt hatten, haben wir auch schon den Rückweg angetreten. Allzulange konnte man sich bei den garstigen Bedingungen da oben nämlich nicht aufhalten. Wir haben uns für einen längeren Rückweg entlang zweier Bergseen entschieden. 

Praktisch alleine konnten wir den patagonischen Herbst nochmals in seiner ganzen Pracht bestaunen. Dieser Luxus war jedoch nicht umsonst. Die letzten Kilometer hatten es in sich. Immer als wir dachten, hinter dem nächsten Hügel erblicken wir das Ziel, wurden wir Mal um Mal eines Besseren belehrt. Angetrieben von der Happy Hour bis 19:00 Uhr (es stellte sich heraus, das die Happy Hour bis 20:00 Uhr gegangen wäre) haben wir es mit letzter Kraft noch vor besagter Zeit zurückgeschafft. Ein Nachtessen und zwei Gläser Rotwein (aka vier Schweizer Gläser) später machten wir uns begleitet von unzähligen Lachflashes und völlig übermüdet ins Bett. Der nächste Tag sind wir entsprechend gemütlich angegangen. Nach einem Spaziergang zu einem kleinen Wasserfall haben wir am Abend unsere Busreise nach El Calafate angetreten.

El Calafate ist der Ausgangspunkt zum berühmt berüchtigten Perito Moreno Gletscher. Der Gletscher entstammt dem südlichen patagonischen Eisfeld, das drittgrösste Eisfeld der Welt. Wir bewunderten die eindrückliche Landschaft mit den unvorstellbar grossen und gewaltigen Eismassen. Sehr spektakulär waren besonders die Abbrüche von grösseren Eisbrocken der schmelzenden Eiszunge. Ein tosendes und tiefes Geräusch markierte den Abbruch und schwappende Wassermassen begleiteten die mehreren Tonnen Eismasse noch Minuten lang. Wir genossen die anschliessende Bootsfahrt, die uns noch näher an den Gletscher brachte. Mit Steigeisen durften wir sogar auf dem ca. 400 Jahre alten Eis eine kleine Rundwanderung machen.

 

An unserem letzten Abend wollten wir auch noch die Spezialität Asado probieren. Das Fleisch wird mehrere Stunden über der heissen Kohle geröstet und dazu gibt es eine Chimichurri-Marinade sowie meist Kartoffeln mit Gemüse. Dass die Argentinier Fleisch über alles lieben, wussten wir bereits vor unserer Reise. Was uns aber ebenfalls schon am ersten Tag in Buenos Aires aufgefallen ist, dass alle immer und überall ihren Matebecher und eine Thermoskanne mit sich rumtragen. Einige haben sogar eine extra dafür vorgesehene Tasche, damit sie alles immer griffbereit haben und auch beim Warten auf die U-Bahn einen neuen Matebecher aufgiessen können. Heisses Wasser für die Thermoskanne kann an jeden Takeaway-Stand oder Restaurant neu aufgefüllt werden. Teilweise gibt es sogar Wasserautomaten und alle Wasserkocher haben eine spezielle Matestufe. Im Supermarkt können entsprechend gefühlt hundert verschiedenen Mateblätter gekauft werden.

Mit dem Thema Geld mussten wir uns in Argentinien glücklicherweise weniger intensiv herumschlagen als viele vor uns. Am 4. November 2022 hat die argentinische Zentralbank einen Vorzugswechselkurs für ausländische Touristen eingeführt. Das bedeutet, dass Zahlungen, die in Argentinien mit ausländischen Kreditkarten getätigt werden, nun zu diesem Kurs abgewickelt werden. Wir haben das dann auch mal getestet und mit unserer Mastercard bezahlt. Ein paar Tage später wurde uns dann die Differenz zum offiziellen US-Dollar Kurs automatisch zurückerstattet. Dies war für uns eine grosse Erleichterung. Der Kurs war zwar immer noch ein wenig schlechter als der vom «Dollar Blue”, aber dafür erübrigte sich das ständige Suchen von WU-Standorten, das Anstehen, um dann doch kein Geld zu bekommen. Wer noch mehr zum Finanzthema in Argentinien erfahren möchte, findet weiter unten noch detailliertere Infos dazu.

 

Nach intensiven 1.5 Wochen war unsere Zeit in Argentinien auch schon wieder vorbei. Ein wenig wehmütig fuhren wir durch die fast endlose Steppenlandschaft und verabschiedeten uns von dem grossartigen Land. Natürlich teilten sich die beiden Buschauffeure wieder ein Mate, der Becher dieses Mal ein Rinderfuss (sehr gewöhnungsbedürftig ;)). Wir durften in dieser kurzen Zeit extrem viel erleben und kommen sicher wieder. In diesen Sinne: hasta pronto, Argentina!

Finanzen in Argentinien

 

Vor einigen Jahren haben die Argentinier angefangen US-Dollar zu horten, da dies eine viel stabilere Währung war als der argentinische Pesos. Deshalb wurde 2002 der Dollar Blue eingeführt, um den Argentiniern zu helfen, die von der Regierung eingeführten Devisenkontrollen zu umgehen. Der Dollar Blue ist die informelle Bezeichnung für die US-Dollar-Banknoten, die zu einem viel höheren Wechselkurs als der offizielle argentinische Peso zirkulieren. Schon einige Freunde haben uns deshalb vor unserer Reise geraten, ebenfalls diesen Blue Dollar zu nutzen sowie es auch in vielen verschiedenen Blogbeiträgen und Foren empfohlen wird. Die gängiste Form ist es, sich ein Western Union Konto anzulegen und sich selbst Geld zu senden, das man dann an einem Western Union (WU) Standort in der Form argentinischer Pesos abholt. Zum Vergleich: An einem Bankomaten hätte man für 1 CHF 242 ARS erhalten. Auf diesem Weg waren es hingegen 446 ARS . So gut das jetzt alles klingt, so einfach gestaltet sich das Ganze natürlich nicht. Zu Beginn hatten wir aber Glück und wie es der Zufall wollte, gegenüber von unserem Café befand sich ein WU-Standort. Sie hatten an diesem Tag auch noch genügend Geld und wir konnten unsere erste Überweisung direkt abholen. Das war an den kommenden Tagen dann nicht mehr immer der Fall und man musste von WU-Standort zu WU-Standort pilgern, um zu prüfen, ob sie noch genügend Bargeld hatten. Dies wurde uns dann auch zu mühsam und wir haben uns noch einmal genauer informiert. Wie bereits geschrieben, haben wir dann herausgefunden, dass am 4. November 2022 die argentinische Zentralbank einen Vorzugswechselkurs für ausländische Touristen eingeführt hat. Der so genannte «ausländische Touristen-Dollar» bedeutet, dass für Zahlungen mit ausländischen Kreditkarten der «MEP» (Electronic Payment Market) US-Dollar-Wechselkurs gilt, der derzeit bei 331,79 AR$ pro Dollar liegt. Dieser ausländische Touristendollar gilt derzeit nur für Einkäufe und nicht für Abhebungen an Geldautomaten. Wer weiss, vielleicht ändert sich das ebenfalls bald. 

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